Zusammenfassung einer Konzeption eines Masterplans bezüglich der Entwicklung, Präsentation und Förderung der historischen Bausubstanz Zells:
(22.10.2019 / CN) Die vollständige Konzeption finden Sie hier.
Zell ist Zeuge einer besonderen Konstellation von Geschichte, Kultur, Kunst und Landschaft.
Auf wenigen Quadratkilometern sind die architektonischen Denkmäler der Klöster, des Weinhändlerorts und des Landschafts- und Kulturdenkmals des Zeller Bergs als eine nicht nur für Franken einmalige Kulturlandschaft auf eindrucksvolle Weise konzentriert:
Die Weinhändler: Auf der Grundlage der einstigen kunsthistorischen und wirtschaftlichen Bedeutung von Zell als Weinhändlerort und Zentrum der Ziegelproduktion gilt es Fördermöglichkeiten zu finden, um das nicht nur für Franken bedeutsame architektonische Erbe zu erhalten und die Geschichte der fränkischen Weinhändler der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zell hat den größten Bestand an Weinhändlerhäusern in Franken. Über hundert Jahre Weinhändlerarchitektur – von der späten Renaissancezeit bis zum Klassizismus – können nur noch in Zell konzentriert betrachtet werden.
Die kunsthistorische Bedeutung Zells kumuliert im Zeller Schloss, das als Dreiflügelanlage mit Rokokogarten sozusagen die Taschenbuchversion der bis 1744 errichteten Würzburger Residenz ist. Architektonisches Kompositionsvermögen und optimierte Funktionalität – die perfekte Verbindung von Form und Funktion – machen das Gebäude mit seinen beeindruckenden Kelleranlagen zu einem nicht nur für Franken einzigartigen Bespiel einer auf Wein spezialisierten Manufaktur.
Die Regierung von Unterfranken hat die überregionale Bedeutung des Gebäudes erkannt und der Gemeindeleitung einen Lösungsweg vorgeschlagen das Palais zu retten. Dies wurde wie die Altortsanierung insgesamt von der Gemeinde nicht weiterverfolgt und die von der Regierung dafür zurückgestellten Mittel in Millionenhöhe nicht abgerufen.
Das historische Erbe Zells verpflichtet. Eine neue Gemeindeleitung muss die verpassten Chancen korrigieren, die Sanierung des über Franken hinaus kunsthistorisch bedeutenden Orts zur Chefsache machen und das wertvollste Profangebäude Neumanns und das wichtigste Weinhändlerpalais Frankens retten.
Die Klöster: Zell wurde wie ganz Franken maßgeblich von Klöstern geprägt. Die romanischen Teile des Doppelklosters zeugen davon, dass Zell eine der ersten Gründungen der Prämonstratenser östlich des Rheins war. Die Unterzeller Klosterküche - wohl die einzige in Deutschland erhaltene eines Frauenklosters dieses Ordens und das kapellenartige Klosterrefektorium mit Stuckaturen und Farbfassungen aus der Echterzeit – bieten sich als Ort an, um die Ordensgeschichte zu präsentieren.
Der Zeller Berg: Von der Hochebene des Zeller Berges aus konnten nicht nur die Hettstadter Steige und der Zeller Bock und damit die ehemalige Nürnberg und Frankfurt verbindende Reichs- und Heeresstraße wie auch der Zugang nach Würzburg, sondern auch die beim Kloster Unterzell liegende Furt und die am nördlichen Ortsende stehende Fährstation kontrolliert werden.
Dieser Berg spielte bei zahlreichen militärischen Aktionen eine Rolle. Auf ihr zogen 1525 die aufständischen Bauern wie auch im Dreißigjährigen Krieg die Schweden nach Würzburg und Napoleon nach Moskau.
Auf diesem strategisch günstig gelegenen Plateau sammelte auch das Hochstift Würzburg seine Truppen, um das Reich zu verteidigen. Archivalien und der am Plateaurand liegende „Hettstadter Hof“ legen von dieser Funktion noch Zeugnis ab. Sein eigentlicher Name ist „Heerstatter Hof“. Der Würzburger Landvermesser Berwein beschreibt 1803 Hof und Gelände folgendermaßen:
Das Landgut Heerstatt [. . .] lieget auf der sogenannten Hettstatder Höhe [. . .] von dem gemeinen Manne wird diese Markung Kaiser Karls Gericht genannt, welcher hier mit seinem Kriegsheere sich gelagert und Gericht gehalten haben solle, daher der Namen Heerstatt entstanden.
Derartige Heeressammelplätze sind – wenn sie in Stadtnähe lagen – sämtliche überbaut worden. Dem Zeller Berg blieb dieses Schicksal erspart, da die Würzburger Stadtwerke zum Schutz der Zeller Quellen das Gebiet zum Wasserschutzgebiet erklärten. Auch Reichsstraßen sind als Hauptverbindungsstraßen in der Regel unter dem Asphalt von Bundesstraßen oder Autobahnen verschwunden. In Zell ist beides noch sichtbar.
Diese „Reichsstraße“ führt den Wanderer auf das Zeller Hochplateau. Auf dem Weg dorthin passiert er den Ort, an dem bis 2012 eine der Zeller Ziegeleimanufakturen aus dem 17. Jahrhundert stand, die barocken Bruchsteinmauern der ehemaligen Zeller Weinberglagen und einen mittelalterlichen Steinbruch, aus dem die Klöster Himmelspforten, Unter- und Oberzell beliefert wurden. Nach einem knappen Kilometer erreicht man an der Westgrenze der Zeller Gemeinde ein mannshohes bereits 1465 erwähntes Geleitkreuz, das markiert, dass dort im Mittelalter das Wertheimer Gebiet begann. Gegenüber dem Kreuz steht das imposante Gebäude der sogenannten Feldscheune, die ursprünglich wohl ein Pferdestall für das am Taleingang gelegene Gast- und Weinhändlerhaus von Valentin Wiesen war, der dort seit 1715 auch eine Post- und Vorspannstation betrieb. Archivalien berichten außerdem von einem der fünf Würzburger Landwehrtürme auf dem Zeller Berg. Seine genaue Position ist bisher unbekannt. Die Auswertung von Luftbildaufnahmen und die Topographie lassen aber nur den Schluss zu, dass die Turmfundamente in der Scheune zu suchen sind.
Reichs- und Heeresstraße, der Standort der Ziegelei, historische Weinberglagen, der mittelalterliche Steinbruch, das Geleitkreuz, die „Feldscheune“ als Teil einer Post- und Vorspannstation, der Landwehrturm und die „Heerstatt“ in einem beeindruckenden Landschaftsschutzgebiet stellen ein Kulturdenkmal ersten Ranges dar. In Zusammenarbeit mit der Würzburger WVV soll ein naturschonendes Konzept für diese überregional bedeutende Kulturlandschaft erarbeitet werden.
Die vollständige Konzeption finden Sie hier.